Parodontologie

Parodontologie


Unter dem Fachbegriff der Parodontologie versteht man die Lehre der Erkrankungen des Zahnhalteapparates. Dieser besteht aus dem Zahnfleisch ( Gingiva ), der Oberfläche der Zahnwurzel ( Wurzelzement ), den kollagenen Fasern ( Sharpey´sche Fasern / Desmodont ), welche den Zahn im Knochen halten und dem Knochen ( Alveolarknochen ) selbst.
Als Ursache für die Parodontitis gilt, nach aktuellem Erklärungsmodell, eine Kombination aus Bakterien beziehungsweise deren Biofilm und einer bestimmten, wahrscheinlich genetisch bedingten, Reaktion des eigenen Immunsystems. Hierbei scheint es so zu sein, dass bestimmte Bakterien, welche als Folge einer bereits länger bestehenden Zahnfleischentzündung ( Gingivitis ), entlang der Zahnwurzel in Richtung Knochen wandern und dort einen sogenannten Biofilm bilden. Innerhalb dieses Biofilms schützen sich die Bakterien gegenseitig sowohl gegen das Immunsystem, als auch gegen Medikamente, wie zum Beispiel Antibiotika. Gleichzeitig entstehen durch den lebensnotwendigen Stoffwechsel der Bakterien bestimmte Stoffwechselend- bzw. Zerfallsprodukte, die eine Immunantwort unseres Körpers hervorrufen. Dieser nun einsetzenden körpereigenen Immunabwehr, deren eigentliches Ziel die Eleminierung der Bakterien ist, wird der Hauptanteil der Zerstörung des Gewebes des Zahnhalteapparates zugesprochen. Man kann hier in gewisser Weise auch von einer leichten Autoimmunreaktion sprechen. Dieser Mechanismus läuft allerdings nicht bei allen Menschen zwangsläfig ab, so dass eine Mehrzahl nict dazu neigt, in ihrem Leben jemals eine Parodontitis zu entwickeln.
Obwohl das Vorhandensein bestimmter Bakterien in der Zahnfleischtasche und die spezielle, genetisch vorgegebene Reaktion des Immunsystem die Hauptursache für die Entstehung einer Parodontitis ist, gibt es einige zusätzliche Faktoren, welche die Parodontitis als solche, aber auch deren Prognose negativ beeinflussen.
§§Als besondere Risikofaktoren gelten in diesem Zusammenhang eine nicht optimale Mundhygiene, Tabakkonsum, eine genetische Prädisposition, Diabetes mellitus, Schwangerschaft oder auch eine allgemeine Abwehrschwäche, wie sie bei einer Chemotherapie, nach Organtransplantation oder schwerwiegenden Erkrankungen, wie HIV oder bestimmten Krebserkrankungen, auftreten kann.
Beim Diabetes mellitus scheint es so zu sein, dass das Vorhandensein einer der beiden Erkrankungen, die Prognose für die andere beeinflusst. Das heisst, dass die Behandlung der einen, eine positive Auswirkungen auf den Verlauf der anderen haben kann.
In Zusammenhang mit einer Schwangerschaft ist seit längerem bekannt, dass bei Vorhandensein einer unbehandelten Parodontitis das Risiko einer Frühgeburt bzw. von verringertem Geburtsgewicht des Neugeborenen fast achtmal so hoch ist, wie bei Frauen mit gesundem Zahnfleisch und Zähnen.

Therapie


In der ersten Phase der Behandlung liegt das Hauptaugenmerk auf der Eleminierung von lokalen Reizfaktoren wie weichen Belägen ( Palque ), harten Belägen ( Zahnstein ), am effektivsten im Rahmen einer ( professionellen Zahnreinigung ), und die Beseitugung von offenen kariösen Läsionen, bzw. defekten Füllungen. Gleichzeitig sollte auf eine optimale Durchführung der Mundhygiene durch den Patienten geachtet werden. Wobei neben der täglich mehrmaligen Entfernung der Beläge mit einer Zahnbürste, die Reinigung der Zahnzwischenräume mit Interdentalbürsten oder Zahnseide, grundsätzlich die wichtigsten Maßnahmen sind. Zahncremes mit einer sehr hohen Konzentration an Fluorid ( 1400 ppm ) sind für die begleitende Kariesprophylaxe ebenfalls unerlässlich.
In der zweiten Phase der Therapie der Parodintitis ist es von entscheidender Wichtigkeit, den Biofilm der Bakterien in der Zahnfleischtasch, auf der Wurzeloberfläche, mechanisch zu zerstören. Dies gelingt mit Hilfsmitteln wie Küretten, Schall- oder Ultraschallscalern. Hierbei werden neben der Zerstörung des Biofilms auch der Wurzeloberfläche aufgelagerte harte Beläge ( Konkremente ) entfernt, welche zusätzliche Nischen für die Bakterien und somit gefährliche Reizfaktoren darstellen. Dabei kann es gleichzeitig sinnvoll sein, beim vorliegen einer besonders agressiven Form der Parodontitis, mit Hilfe von Antibiotika, in Form von Tabletten oder als Mikrochips direkt in die Zahnfleischtasch, die Therapie zu unterstützen. Der alleinige Einsatz von Antibiotika, ohne vorherige Zerstörung des Biofilms verbietet sich allerdings, da die Mikroorganismen in ihm perfekt vor allen Substanzen geschützt sind, welche von außen in die Tasche eingebracht werden können, inklusive Antibiotika. Die Gefahr einer Resistenzbildung ist in diesem Zusammenhang viel zu groß! In der dritten Phase kann mit Hilfe chirurgischer Maßnahmen, an Stellen an denen noch tiefer Taschen vorhanden sind und gleichzeitig Entzündugszeichen in Form von Blutungen auftreten, ein erneutes Eingreifen durch eine sogenannte offene Kürettage notwendig werden. Hierbei wird mit speziellen chirurgischen Techniken das Zahnfleisch eröffnet und dann unter direkter Sicht eine Säuberung der vorher schwer zugänglichen Wurzelbereiche vorgenommen. Gleichzeitig kann mit bestimmten Materialien versucht werden, den verloren gegangenen Knochen wieder aufzubauen, was allerdings immer nur im Einzelfall und sehr kritisch beurteilt werden muss.
Der sich nun anschließende Zeitraum ist die Phase der unterstützenden Parodontitistherapie ( UPT ). Hierbei handelt es sich um regelmäßige Kontrolluntersuchungen, alle drei bis sechs Monate, während denen sämtliche Zahnfleischtaschen immer wieder nachgemessen werden, um den Verlauf der Parodontitis zu kontrollieren. Gleichzeitig sollten ( professionelle Zahnreinigungen ) durchgeführt werden, um den Patienten in seiner Mundhygiene zu unterstützen und das erneute Auftreten einer Zahnfleischentzündung ( Gingivitis ) zu verhindern. Eine weitere Maßnahme im Rahmen der UPT ist die wiederholte Zerstörung des Biofilms der Bakterien in besonders tiefen Zahnfleischtaschen. Hierbei reicht es allerdings, mit einem speziellen Pulverstrahlgerät ( z.B. PerioFlow ) die Tasche zu behandeln, was deutlich schonender ist, als die initiale Eleminierung des Biofilms mit Küretten oder Ultraschallscalern.
Mit Hilfe dieser Maßnahmen ist es sehr gut möglich das Voranschreiten der Parodontitis zu verlangsamen und somit einem weiter um sich greifenden Knochenabbau entgegenzuwirken. Dadurch kann der unweigerliche Verlust von Zähnen entweder komplett vermieden, oder zumindest weit hinaus gezögert werden.
Sollten sie weitere Fragen zur Parodontitis und ihrer Therapie haben, kontaktieren Sie uns doch mit Hilfe des Kontaktformulares, oder vereinbaren Sie einen Termin in unserer Praxis.

Weiterführende Links zu diesem Thema:
- Wikipedia: Parodontitis
- Deutsche Gesellschaft für Parodontologie: DG PARO